Obwohl jedes Arbeitszeugnis, welches ausgestellt wird, der absoluten Wahrheit entsprechen muss, so gilt laut Verordnung auch, dass es immer wohlwollend zu formulieren ist. Es klingt eigentlich unfair, stets jedoch an der Tagesordnung, dass für das Ausstellen der Zeugnisse eine eigene Geheimsprache verwendet wird. Denn offene Kritik ist nicht erlaubt, mit den versteckten Geheimcodes bewegen sich Arbeitgeber jedoch in einer Grauzone. Diese Codes sind sehr tricky, denn sie klingen absolut nett und positiv – sagen jedoch in den meisten Fällen das genaue Gegenteil aus. Daher ist es für jeden Arbeitssuchenden so wichtig, über diese Geheimsprache in Arbeitszeugnissen Bescheid zu wissen. Nur so können Sie sich eine Blamage bei den nächsten Bewerbungen ersparen. Sobald Sie einen dieser nett formulierten, aber negativen Phrasen erkennen, können Sie um ein neues Arbeitszeugnis bitten. Im Zweifelsfall bitten Sie um ein einfaches Arbeitszeugnis. Im Gegensatz zum qualifizierten Arbeitszeugnis wird hier lediglich vermerkt, von wann bis wann gearbeitet wurde, welche Aufgaben Sie übernehmen mussten und wie Sie mit den Aufgaben zurecht kamen. In einem qualifizierten Arbeitszeugnis aber wird zusätzlich noch das soziale Verhalten mit einbezogen.
Oftmals zahlt sich eine Prüfung durch einen Arbeitszeugnis Profi aus. Denn Sie können für das Zeugnis auch nochmals eine Korrektur beim entsprechenden Arbeitgeber anfordern.
Wo Sie im Arbeitszeugnis nach den Geheimcodes suchen müssen
Vor allem im Schluss-Satz versteckt sich häufig eine Beurteilung, die nett klingt, jedoch nicht so gemeint ist. Doch auch in den Absätzen vier und sechs, wo es der Form nach um die Leistungsbeurteilung gehen soll, verstecken sich gerne gemeine Seitenhiebe und negative Nachrichten an potentielle, zukünftige Arbeitgeber.
Ein wichtiger Punkt, der aussagt, wie viel Respekt Ihnen Ihr ehemaliger Arbeitgeber entgegen bringt ist, dass das Arbeitszeugnis auf offiziellem Firmenpapier gedruckt wurde und alle benötigten Unterschriften enthalten sollte. Auch Datum und das Einhalten der vorgesehenen Norm ist wichtig. Dies sagt aus, dass sich der ehemalige Arbeitgeber sich auch über das Dienstverhältnis hinaus noch mit Ihnen befassen möchte und das Arbeitszeugnis nicht zwischen Tür und Angel gefertigt wurde.
Wenn im Arbeitszeugnis von einem gesunden Selbstvertrauen gesprochen wird, dann ist dies meist die Übersetzung für Arroganz und divenhaftes Verhalten. Wenn Sie gelobt werden, dass Sie sich schnell bei Kunden beliebt machen, sagt dies eigentlich über mangelndes Verhandlungsgeschick aus. Wenn Ihr Arbeitgeber behautet, Sie waren stets bemüht, dann bedeutet dies, Sie haben eigentlich nichts geschafft.
Bei gutem Einfühlungsvermögen und großem Verständnis für die Gefühle der Kollegen meint der Arbeitgeber in Wirklichkeit, dass Sie sich mehr um Klatsch, Tratsch und Zwischenmenschliches, als um die Arbeit gekümmert haben. Eine Anmerkung über Ihre Geselligkeit kann sogar ein Hinweis darauf sein, dass Sie dem ein oder anderen Glas Alkohol nicht abgeneigt sind.
Wenn Sie als tüchtig bezeichnet werden und man Sie einen Mensch nennt, der seine Meinung vertritt, so ist dies der Code für mangelnde Kritikfähigkeit. Erfrischend ist das Codewort für frech und mangelnde Manieren. Umgänglich und kontaktbereit sagt aus, dass Sie bei der Belegschaft nicht sonderlich beliebt waren.
Wenn Ihre Pünktlichkeit explizit hervorgehoben wird, dann weist man darauf hin, dass außer Pünktlichkeit nicht viel von Ihnen zu erwarten war. Wenn Ihre Fähigkeit zum Deligieren hervorgehoben wird, dann werden Sie praktisch als faul bezeichnet. Steht im letzten Satz ein Wunsch für Gesundheit, so ist dies der Code für den zukünftigen Arbeitgeber, dass der Arbeitssuchende gerne und häufig krank ist.