Zunehmend wird die immer beliebter werdende Heilpflanze Cannabis auch in Deutschland auf Rezept verordnet. Nach Schätzungen des Deutschen Hanfverbandes haben allein im Jahr 2018 ca. 20 000 Menschen eine Kostenübernahme einer medizinischen Therapie mit Cannabis von ihrer Krankenkasse bewilligt bekommen, da Cannabis zu medizinischen Zwecken nach Großbritannien, Finnland und Italien seit 2017 auch in Deutschland erlaubt ist. Außerdem werden immer mehr Stimmen laut, dass auch hierzulande künftig Cannabis ganz legal für medizinische Zwecke angebaut werden soll. Ebenso werden Legalisierungsdebatten deutschlandweit vorangetrieben. Wenn große Zeitungen über Hanf positiv berichten ist es kein weiter Weg mehr bis zur Politik.
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Große Konzerne buhlen um den deutschen Markt
Große Konzerne wittern nun auch in Deutschland künftig ein Milliardengeschäft und erhoffen sich ein Stück vom Kuchen abzubekommen. So plant beispielsweise Wayland, eine führende kanadische Firma für den professionellen Anbau von Cannabis, den europäischen Markt von Ebersbach in Sachsen aus zu erobern und vorerst mit Cannabisölen mit CBD aus Nutzhanf zu versorgen, bis der Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke auch in Deutschland legal wird. Doch neben Wayland buhlt auch die Firma Aphria aus Ontario um die Vormachtstellung auf dem europäischen Cannabismarkt und hat die CC Pharma GmbH im Rheinland-Pfälzischen Densborn übernommen, welche nicht weniger als 13.000 deutsche Apotheken mit pharmazeutischen Produkten versorgt und europaweit auf dem Markt für Cannabisprodukte aktiv ist. Überdies mischt auch der größte Cannabisproduzent Kanadas, Canopy Growth Corporation kräftig auf der deutschen Cannabis-Bühne mit. Er hat die Firma Storz & Bickel GmbH in Tuttlingen übernommen, welche auf die Herstellung von medizinischen Vaporitsatoren spezialisiert ist, sowie die in St. Leon-Rot in der Nähe von Heidelberg ansässige Firma MedCann akquiriert und beliefert durch sein Tochterunternehmen namens Spektrum Cannabis GmbH zahlreiche deutsche Apotheken mit Cannabisblüten. Auch Tilray, ein Unternehmen aus Vancouver-Island mischt mit seinem Verkauf von Cannabisöl und Cannabisblüten in Deutschland kräftig mit und hat sogar den ehemaligen Außenminister der BRD, Joschka Fischer, in sein Beratergremium aufgenommen.
Wer macht das Rennen?
Viele Unternehmen kämpfen um den deutschen Markt doch entscheiden, wer das Rennen letztlich macht, wird die sogenannte Cannabis-Agentur, eine Abteilung des BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte). Seit 2018 sind die Ausschreibungen für die Bewerbung der Unternehmen, welche künftig Cannabis zu medizinischen Zwecken in Deutschland anbauen sollen, abgeschlossen und werden derzeit noch ausgewertet. Es bleibt also spannend abzuwarten, wer letztlich das Rennen machen und den deutschen Markt erobern wird. Gute Karten haben neben den deutschen Newcomern allerdings laut Georg Wurth, dem Geschäftsführer des deutschen Hanfverbandes ganz klar die Kanadier, da diese bereits erfahren sind auf diesem Gebiet und mit ihren Investitionen schon klare Signale gesetzt haben, die zeigen sollen, dass sie professionell sind und dass es ihnen Ernst ist. Aber auch kleinere Anbieter versuchen auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Somit will will niemand sich die potenziellen Erlöse entgehen lassen.
Wer bekommt eigentlich Cannabis auf Rezept?
Auch wenn eine deutliche Zunahme von Cannabis auf Rezept zu verzeichnen ist, bekommt noch lange nicht jeder ein Rezept. Dazu gibt es 3 Kriterien, welche im fünften Sozialgesetzbuch unter Paragraf 31, schwarz auf weiß niedergeschrieben stehen. So muss beispielsweise eine „schwerwiegende Erkrankung“ vorliegen, welche durch keine „andere dem medizinischen Standard entsprechende“ Behandlung behandelt werden kann und „eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht“ bestehen, dass durch den Einsatz von Cannabis eine Besserung erzielt werden kann. Es gibt also keine explizit festgelegten Katalog an Krankheiten. Laut AOK werden 70 Prozent aller Anträge für die Behandlung von chronischen Schmerzen eingereicht. Häufig handelt es sich hierbei um Krankheitsbilder wie Spastiken, Multiple Sklerose oder auch Depressionen. Allein 14500 Anträge verzeichnete die AOK seit der Legalisierung, während die Barmer 3786 Behandlungen zugestimmt hat. Bei der DAK waren es immerhin 715 und bei der Techniker Krankenkasse 2763 Anträge. So werden ungefähr zwei Drittel aller Anträge bereits genehmigt.
Cannabis als neues Lifestyleprodukt?
Neben dem wachsenden Markt für Cannabis für medizinische Zwecke, erlebt Cannabis aber auch als neues Lifestyleprodukt einen Boom, an dem sich sämtliche Firmen auf der ganzen Welt beteiligen wollen. So verkündete Marlboros Mutterkonzern Altria beispielsweise die geplante Übernahme von 45 % des Cannabisproduzent Cronos aus Kanada, für sage und schreibe 1,8 Milliarden US-Dollar an. Auch der weltbekannte Spirituosenproduzent Constellation Brands, der unter anderem für sein Bier Corona berühmt ist, eine Aufstockung um 28 % seiner bereits bestehenden Beteiligung an der Firma Canopy Growth an, die er sich ganze 4 Milliarden US-Dollar kosten ließ. Überdies sind weitere Produkte wie beispielsweise Schlafdrinks und Marihuanagetränke geplant, welche Cannabis als neues Lifestyleprodukt präsentieren sollen.
Börsengewinne durch Cannabis
Auch an der Börse konnten durch das Marktwachstum durch Cannabis beispielsweise mit den Aktien von Aurora Cannabis und Canopy Growth zwischen 2017 und 2018 erhebliche Gewinne verzeichnet werden. So stiegen die Gewinne bei Canopy Growth um 670 % während Aurora Cannabis einen Anstieg von 650 % verzeichnen konnte. Erst mit der Legalisierung in Kanada brachen die Kurse wieder ein, da die immense Nachfrage schnell zu Engpässen in der Versorgung führte und das bis heute. So greifen ca. die Hälfte aller Konsumenten auch weiterhin auf illegale Bezugsquellen zurück, die obendrein immer noch preiswerter ist als die offiziellen Stellen.
Staat profitiert gleich mehrfach von einer Legalisierung
Eine Legalisierung bringt dem Staat zusätzliche Steuern ein und spart Kosten für Polizei, Gerichte und Behörden in Milliardenhöhe, wie man anhand von Ländern wie beispielsweise einige Bundesstaaten in den USA, welche Cannabis bereits legalisiert haben, deutlich sehen kann. Eine Legalisierung in Deutschland würde rund 2,7 Millionen Euro zusätzlich jedes Jahr in die Haushaltskasse spülen, wie Justus Haucap (Wettbewerbsökonom) in einer Berechnung für den deutschen Hanfverband aufzeigen konnte.